Das Museum für Abgüsse beherbergt eine weitgehend unbekannte kleine Sammlung von Keramikfragmenten, die aus zwei Jahrtausenden stammen und über Jahrzehnte aus unterschiedlichen Quellen in den Besitz des Museums gelangt sind. Anhand dieser Scherben lässt sich die ungeheuer große Vielfalt antiker Keramik beispielsweise hinsichtlich Tonqualität, Landschaftsstilen, Bemalungs- und Brenntechniken studieren. Auch wenn der überwiegende Teil der Fragmente eher unscheinbar ist, so liegt doch ein besonderer Reiz der Sammlung darin, dass für sehr viele Scherben der oftmals prominente Fundort bekannt ist. Darüber hinaus sind neben der in Museen hauptsächlich präsentierten Feinkeramik auch Formen von Gebrauchskeramik, wie z. B. der Ausguss einer Reibschüssel oder der stempelverzierte Rand eines etruskischen Kohlebeckens, vertreten. Die Auswahl an Fragmenten, die in einer kleinen Studioausstellung von Studierenden unter Anleitung von Constanze Graml und Susanne Pfisterer-Haas präsentiert wird, speist sich aus unterschiedlichen Sammlungsteilen.
Die langjährige Konservatorin des Museums und Keramikspezialistin Ingeborg Scheibler legte 1967 ein handschriftliches Inventar an, in dem sie zunächst den „Alten Bestand“ der Originalsammlung mit einer kurzen Beschreibung und häufig auch einer Zeichnung jedes Fragments auflistete. Meist gab sie eine chronologische Einordnung und gelegentlich auch Vergleiche aus damaligen Publikationen an. Für diese Stücke sind die Herkunft und die schenkende Person nur in einzelnen Fällen bekannt.
1986 erhielt das Abgussmuseum die Sammlung griechischer Scherben von Ursula und Christian Wolters (1912-1998) als Geschenk. Christian Wolters war als Kunsthistoriker und Restaurator tätig und bis 1974 Direktor des Doerner Instituts, bis er auf Grund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit seine Stelle aufgeben musste. Das Doerner Institut war und ist heute noch für die konservatorische und restauratorische Betreuung der Objekte in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zuständig und hatte viele Jahre seinen Sitz in der Katharina-von Bora-Straße, wie eben auch das Abgussmuseum.
Mit seiner Frau Ursula (1914 -2003), die als Malerin tätig war, unternahm Christian Wolters regelmäßig Reisen nach Griechenland, wo das Ehepaar an vielen Orten Keramikscherben, die an der Oberfläche lagen, aufsammelte und auf der Rückseite jeder Scherbe den Fundort vermerkte, wie z.B. Mykene, Heraion von Argos, Berbati, die Pnyx von Athen, Palaiokastro auf Mykonos, Rhamnous, Rhenaia (Großdelos). Wohl auf Grund der guten Bekanntschaft zwischen Ursula Wolters und Ingeborg Scheibler ging die Sammlung von ca. 200 Scherben an das Abgussmuseum.
Erst spät inventarisiert aber wohl schon länger im Besitz des Abgussmuseums befindet sich ein kleiner Teil der Antikensammlung des Archäologen Paul Arndt (1865-1937), eines bedeutenden Kenners antiker Plastik. Dank des Erbes seines Vaters lebte er seit Ende der 1890er Jahre finanziell unabhängig als Privatgelehrter, Sammler und Kunsthändler in München und war dem Museum für Abgüsse freundschaftlich verbunden